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Der Weg der Lebensmittelverschwendung
- Was ist unsere Nahrung eigentlich wert?
- Sich aus dem "Müll" bedienen ist strafbar
- Marketingabteilungen agieren mit psychologischen Maßnahmen
- Die krankmachende Entwicklung der Subventionen für eine gesunde Nation
- Erzeuger und Lieferanten brechen unter dem Druck und den Preisvorgaben der Konzerne
- Trotz großer Frustration - Der Kunde hat die Macht
- Haushaltsgeräte helfen beim bewussten Umgang mit den Nahrungsmitteln
- Wussten Sie es?
02.12.2014 - Lava Vakuumverpackung
Zur Sendung einer wöchentlich ausgestrahlten Radiosendung gehört auch das Interview mit einem prominenten Studiogast. Dabei geht es regelmäßig um das Wirken, die Erfahrungen und das Leben dieser Personen - oftmals sind diese Menschen: Schauspieler, Autoren oder andere Personen des öffentlichen Lebens. Fester Bestandteil dieser unterhaltsamen Sendung ist eine zügige Stichwortbefragung, die mitunter sehr persönliche Einblicke auf das Leben des Gastes ermöglicht. Eine Frage davon lautet: „Wie teuer ist ein Pfund Butter“? Die Antworten darauf sind sehr unterschiedlich - mal treffend, dann wieder deutlich am aktuellen Marktpreis vorbei. So banal diese Frage immer erscheinen mag, sie ist eine Assoziation des Zeitgeists und dem Wertverständnis. In den 80er Jahren wurde der Begriff “Butterberg“ geprägt. Die Bedeutung ist heutzutage nicht weniger relevant als vor 30 Jahren dafür aber kaum noch gebräuchlich.
Was ist unsere Nahrung eigentlich wert?

Der Gast aus der letzten Radiosendung - übrigens ein prominenter Koch, antwortete auf diese Butterfrage und dem Preis: „Das Pfund Butter ist auf jeden Fall viel zu günstig, dafür, dass die Kuh sich so anstrengen musste“. Diese Antwort sollte zum Nachdenken anregen - über das eigene Wertverständnis und den Konsum im Allgemeinen. Was muss geschehen, welche Produktionsschritte, welche Unternehmen sind an dieser Prozesskette beteiligt, dass letzten Endes ein abgepacktes Pfund Butter im Kühlregal des Supermarktes liegt? Der Preis an der Auslage und die Akzeptanz des Angebotes auf Käuferseite sind eine Sache, doch was steckt hinter der Preispolitik der Konzerne? Ist das Angebot denn wirklich so günstig wie es die Werbetafel versucht zu suggerieren? Wie solche Günstig-Angebote zustande kommen, dazu gleich mehr - vorher ein Blick hinter die Supermärkte, meist ein Bereich zudem der Kunde keinen Zugang hat.
Die Müllcontainer der Supermärkte stehen meist hinter abgesperrten Zäunen und Gittern. Dort wird all das entsorgt, was an frischen Lebensmitteln nicht verkauft wird, oder das Verfallsdatum überschritten hat. Selbstverständlich sind die meisten dieser Produkte noch genießbar - der Gesetzgeber oder die Lebensmittelkonzerne schreiben den Supermarktfilialen diesen Umgang mit den Lebensmitteln vor. In der Auslage darf nur das frischeste Obst und Gemüse präsentiert werden. Lebensmittel mit Druckstellen, sichtbaren Reifungsprozess-Merkmalen wirken dagegen wenig werbewirksam also auch nicht absatzfördernd. Neben diesen Lebensmitteln finden sich in diesen Containern auch Milchprodukte wie: Käse, Joghurt, Quark und natürlich abgepacktes Fleisch und Wurst. Bei diesen Lebensmitteln ist die Verwertung von Lebewesen vorausgegangen -dass ein Leben im Müll enden muss?
Sich aus dem "Müll" bedienen ist strafbar
Eine Gegenbewegung zur Wegwerfgesellschaft bildet ein Trend, der auch als „Containern“ bezeichnet wird. Aus Protest bedienen sich Menschen - meist jüngere Erwachsene mit ökologischem Bewusstsein, am Inhalt der Müllcontainer. Wohlgemerkt Inhalt, bei dem es sich meist um genießbare Lebensmittel handelt und diese auch nicht weggeworfen werden müssten. Trotz der gut gemeinten Wiederverwertung dieser Lebensmittel erfüllen diese Handlungen den Strafbestand des Hausfriedensbruchs. Viele Aktivisten wurden deshalb bereits angezeigt und mit Geldstrafen verurteilt. Auch die Abgabe an soziale Einrichtungen wie den „Tafeln“ ist bei derartigen Produkten, aufgrund der Überschreitung des Haltbarkeitsdatums nicht erlaubt. Es gibt aber auch durchaus Händler, die der Gegenseite freundlich und mit Verständnis gegenüberstehen und die abgelaufenen Waren zur kostenlosen Mitnahme anbieten (oft ohne Freigabe des Konzerns). So könnte ein wertschätzender Umgang also auch aussehen.
Marketingabteilungen agieren mit psychologischen Maßnahmen
Zurück zur Preisgestaltung: Angebote und Preisaktionen wirken auf den Kunden, weil in jedem von uns noch das Gen der Jäger und Sammler verankert ist. Auch noch nach Hunderttausenden von Jahren erlebt der Schnäppchenjäger seine Befriedigung beim Erbeuten preisreduzierter Waren. In diesen Zeiten hat der Supermarkt die Steppe abgelöst und das in Zellophan eingeschweißte Kotelett muss jetzt auch nicht mehr erlegt, enthäutet und zerlegt werden. Das Prinzip der Genugtuung nach erfolgreicher Nahrungsbeschaffung funktioniert aber immer noch. Ein Unterschied zwischen Damals und Heute: Im Gegensatz zu Heute bestand Damals kein Überangebot mit essbaren Lebensmitteln und damit gefüllte Müllhalden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es auch darum, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Als Folge des Krieges waren viele Menschen sehr arm und konnten sich bei dem ohnehin sehr begrenzten Angebot von Lebensmitteln auch nur das Notwendigste davon leisten. Die Regierung musste auf diese Zustände reagieren, sollte es mit Deutschland doch wieder Aufwärtsgehen - geboren war das Subventionsprogramm. Diese finanzielle Beihilfe des Staates sah vor, dass die Bürger ihre Lebensmittel zu günstigen Preisen einkaufen konnten und sich deshalb wieder mehr leisten konnten. Die Erzeuger, die ebenfalls vom Aufschwung profitieren sollten, erhielten die Preisdifferenz aus der Staatskasse. Eigentlich ein vernünftiger Plan, immerhin ist Deutschland inzwischen ein Wirtschaftsriese. In den heutigen Zeiten haben sich aber Vorzeichen drastisch verändert: Lebensmittel und Waren mitfinanziert aus Subventionen gibt es weiterhin, nur wird der steuerzahlende Bürger mithilfe der beschriebenen Jäger- und Sammlergene hinter das Licht geführt - um es milde auszudrücken.
Die krankmachende Entwicklung der Subventionen für eine gesunde Nation
Die vom Staat ausgezahlten Subventionsgelder für die Erzeuger werden letztendlich durch die Steuern finanziert, die vom Staat an die Bürger eingezogen werden. Ein Schnitzel für angeblich günstige 2,50 Euro wurde also vom Kunden durch die gezahlten Steuern vorfinanziert. Dafür erhält der Kunde ein Stück von einem Schwein, das in der Massentierhaltung mit Medikamenten und Kraftfuttermitteln aus Mais und Soja (aus Zentral- und Südamerika) unter unwürdigsten Bedingungen gemästet und schließlich in einem großen Schlachtbetrieb vom Dasein erlöst wurde. Selbiges gilt für alle anderen tierischen Nahrungsmittel. Die subventionsgeförderten Erzeugerbetriebe erhalten die Fördermittel gemessen an der vorhandenen Nutzfläche. Je größer das Unternehmen, umso höher fallen die Subventionsgelder aus. Kleine Betriebe oder Biobauern erhalten aufgrund der strengeren Auflagen und der geringeren Betriebsgröße natürlich nur ein Bruchteil dieser Fördermittel. Dieses Unrecht bezieht sich übrigens nicht nur auf Deutschland als Erzeugerland. Die Gelder aus Gesetzgeberhand fließen EU-weit, auch in die Länder, die noch geringere Auflagen an die Tierhaltung voraussetzen, als es hierzulande bereits der Fall ist.
Erzeuger und Lieferanten brechen unter dem Druck und den Preisvorgaben der Konzerne

Während auf der einen Seite günstigste Lebensmittel produziert werden und der Kunde sein Angebot durch gezahlte Steuern querfinanziert, freuen sich auf der anderen Seite die großen Lebensmittelkonzerne, deren Profit immer weiter wächst, ganz egal ob am Ende eines Verkaufstages in der Filiale ein Teil der Lebensmittel weggeworfen wird oder nicht. Die Preisgestaltung an die Erzeuger ist knallhart und für viele dieser Bauern und Farmer ist eine konventionelle Aufzucht, Haltung oder Bearbeitung von Ackern nicht mehr möglich. Die Lieferanten müssen sich dem Druck der Konzerne beugen und mitziehen, die Produkte billig und in Massen abgegeben, ausschlaggebend sind alleine die Chargen der Händler.
Trotz großer Frustration - Der Kunde hat die Macht

Das Thema ist komplex, frustrierend und der Kunde scheint eigentlich machtlos gegenüber dieser Preis- und Angebotspolitik zustehen. Manche resignieren vor dieser Übermacht, andere freuen sich über die Angebotsvielfalt und sehen für sich den Luxus in dieser Gesellschaft leben zu dürfen. Dennoch bestimmt immer noch die Nachfrage das Angebot - diesem wirtschaftlichen Grundgesetz müssen sich auch die Konzerne stellen, daher auch der große Aufwand die Käuferschaft, die Konsumenten mit verkaufsfördernden und psychologischen Maßnahmen bei Laune zu halten.
Wer diesem Versprechen von Vielfalt, artgerechte Haltung und Sonderangeboten nicht trauen möchte, hat zum Glück einige wirksame Mittel auf seiner Seite und muss sich nicht blenden lassen:
1. Einkauf von Lebensmitteln direkt bei Erzeugern wie Bauernhofläden, Biomärkte und Kleingeschäfte in direkte Nähe.
2. Verständnis dafür aufbringen, dass gute Lebensmittel ihren höheren Preis auch wirklich wert sind. Damit werden auch die Erzeuger unterstützt
3. Lebensmittelkonsum kritisch hinterfragen. Möchte ich mir Leid geplagtes und mit Medikamenten vollgepumptes Fleisch als Nahrung antun? Selbiges gilt auch für pflanzliche Produkte, die mit Pestiziden behandelt werden, damit ein höherer Ernteertrag möglich wird.
4. Lebensmittel bewusst einkaufen und verwerten. Wie viel wird im Haushalt eigentlich verbraucht?
5. Regional und saisonal einkaufen. Das unterstützt nicht nur die heimischen Erzeugerbetriebe, diese Ernährung ist meist auch gesünder als importierte Lebensmittel.
6. Teilnahme an Food-Sharing-Programmen. Dabei können zu viel erworbene Lebensmittel über Internetplattformen zur Abholung und zum Teilen angeboten werden und muss nicht weggeworfen werden.
Haushaltsgeräte helfen beim bewussten Umgang mit den Nahrungsmitteln

Vielen Leuten steht für die Bereitschaft bewusster zu leben auch die moderne Technik zur Seite. Kühlschränke halten die Lebensmittel lange frisch und schonende Zubereitungsmöglichkeiten sorgen für die wichtige vitamin- und mineralienreiche Kost. Natürlich kommt es auch immer wieder dazu, dass der Appetit bei der Nahrungszubereitung größer ist als die mögliche Nahrungsaufnahme. Hier gilt, ebenso wie beim Einkauf größerer Mengen an Nahrungsmitteln, das Portionieren und Haltbarmachen. Hervorragend dafür geeignet sind Vakuumiergeräte. Das Absaugen der Luft im Beutel und das Verschweißen der Verpackung stoppt die chemischen Veränderungen des Lebensmittels im Kontakt mit Sauerstoff. So ist rohes und vakuumiertes Gemüse im Kühlschrank bis zu drei Wochen haltbar, im Gefrierfach sogar bis zu 3 Jahre. Weitere Informationen erhalten Sie hier, zur Lebensmittel-Haltbarkeit im Zusammenhang mit dem Vakuumieren.
Mit diesem einfachen Haushaltstipp ist es also gar nicht nötig, große Mengen an portionierten Lebensmitteln aus dem Supermarkt zu kaufen und nicht verwerten zu können. Damit wird einerseits schonendes und frisches Aufbewahren von Nahrung ermöglicht, gleichzeitig sorgt man aktiv dafür, dass die vollen Müllcontainer der Supermärkte und sogar die unsichtbaren Butterberge weniger werden. Doch nicht nur der Müll vor den Lebensmittelgeschäften ist für diesen unnötigen und unverantwortlichen Prozess verantwortlich, anhand der anschaulichen Infografik, lässt sich der lange Weg der Lebensmittelproduktion nachvollziehen. Fassungslos wirkt die Summe an weltweit produzierten tierischen Nahrungsmitteln - ein winziger Bruchteil davon gelangt überhaupt in den Handel, beziehungsweise beim Verbraucher. Die überraschenden Zahlen hierfür wurden der Publikation “Fleischatlas 2014“ (link: https://www.bund.net/fleischatlas) entnommen.
Wussten Sie es?
Um diesen Artikel treffend und mit dem Bewusstsein für Lebensmittel zu beenden, an dieser Stelle die Frage an die Leserin - den Leser: Wissen Sie, was ein Pfund Butter kostet?
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